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A scheene Leich


Wien bei Kaiserwetter. Der letzte Thronfolger, Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius von Habsburg, wird zu Grabe getragen. Und das mit einem Riesen-Aufwand: Schützenvereine, Monarchisten, Verbindungen, Gäste aus Europas Adel und Königshäusern so wie König Carl Gustav und Königin Silvia von Schweden. Über eine Stunde ist der Kondukt vom Stephansdom zur Kapuzinergruft gezogen, wo traditionellerweise erst nach dem dritten Klopfen geöffnet wurde.

Bleibt abzuwarten, ob mit der Besetzung von Otto Habsburg nun das Ende für Monarchisten-Vereine kommt. Die Habsburger haben es ja geschickt verstanden, ihre Geschichte vollkommen ins Positive zu verdrehen. Wenn man sich diese Geschichte genauer anschaut, ist sie nicht nur die vielgelobte Hochzeitspolitik, nein, sie war auch blutgetränkt. Wieso jetzt also dieser Abschied mit allen Staatsoberhäuptern und der Garde des Bundesheeres?

Es mutete jedenfalls äußerst gespenstisch an, im (wegen der TV-Übertragung hell erleuchteten) Stephansdom von kaisertreuen Fahnen umgeben zu sein. Obwohl – die kaisertreuen Vereine machten teilweise auch den Eindruck, als ob sie das Ereignis mit einem Faschingsumzug verwechselt hätten. Spott statt Ehrfurcht.

Und es mutete äußerst seltsam an, dass die kirchlichen Würdenträger noch im vorigen Jahrhundert stecken dürften: Kardinal Christoph Schönborn begrüßt die Trauerfamilie, an ihrer Spitze „Erzherzog Karl“. Und der Apostolische Nuntius verliest die Botschaft Benedikts XVI. mit der Anrede „Seiner Kaiserlichen Hoheit, Erzherzog Karl von Österreich“. Sind wir also doch noch in einer Monarchie?

Die Kaiserhymne zum Abschluss des Requiems lässt es vermuten. Enthusiastisch singen die kaisertreuen mit. Wird ja wohl das letzte mal gewesen sein, dass diese Hymne im Stephansdom vorgetragen wird. Zumindest mit diesem Text. Und hoffentlich nicht auch mit dem anderen uns bekannten noch in Betrieb stehendem Text. Übrigens: Bundespräsident Fischer blickte während der Hymne betreten zu Boden und sang nicht mit.

Einmal noch hat Wien eine royale Feier erlebt, wenn schon keine Hochzeit dann wenigstens dieses Begräbnis. Viel Geschichte lag in der Luft. Und es war der endgültige Abschied von einer Ära in Form eines -leicht skurrilen – Volksfestes.

Der Doppeladler lässt jedenfalls grüßen. Und all das für einen Thronfolger, der niemals den Thron bestiegen hat. Gott hüte uns davor, dass das Haus Habsburg noch einmal an die Macht kommt. Auf jeden Fall: Nach diesem kirchlichem Spektakel wäre es ja endlich an der Zeit, aus der katholisch-reaktionären Kirche auszutreten.

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Von eminenz

Die üste hat die freie Wahl:
Wenn sie ein W wählt bleibt sie kahl
Wenn sie ein K wählt wird sie naß -
Die freie Wahl macht keinen Spaß

3 Antworten auf „A scheene Leich“

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