Der neue WU-Campus im Wiener Prater. Hochgezogen in vier Jahren auf 90.000 Quadratmetern Nutzfläche.Um das zentrale Library & Learning Center gruppieren sich fünf Gebäudekomplexe, die von internationalen Stararchitekten geplant worden sind. Moderne Architektur in Wien und in Österreich- das ist etwas, das sehr oft nicht besonders gut funktionieren will. Einmal werden die Gebäude bis zur Unkenntlichkeit verkleinert wie im Museumsquartier, ein andermal sind die Projekte zu eindimensional und abweisend wie im Regierungsviertel in St. Pölten, ein andermal fügen sich alt und neu doch nicht so zusammen wie man es sich vorgenommen hat wie im Wiener Kabelwerk.
Erstaunlicherweise ist beim WU-Campus architektonisch etwas ganz großes hingestellt worden – ohne klotzig zu wirken: Die Gebäude drehen sich in die Länge und nicht in die Höhe, sie schweben gleichsam und markieren von beiden Seiten einen Zugang zum Hauptplatz mit dem Library & Learning Center von Zaha Hadid, das mit seinem markantem Glasüberbau ein bisschen an einen Flughafen-Tower erinnert. Dem knall-orangen Gebäude mit den Holzlamellen hat man Gebäude mit verspielten Schachbrettmustern gegenübergestellt. Auf der anderen Seite des Learning Centers befinden sich zwei glänzende Gebäude, die wirken wie aus Kupfer gegossen und die Sonnenstrahlen wunderschön halb spiegeln und halb absorbieren.
Ein Meisterwerk ist das Learning Center: Nach dem Eintreten fühlt man sich wie in einer modernen Kathedrale oder in einem Raumschiff. Der einladende große Eintrittsraum wird benutzt zum Am-Boden-sitzen, um die riesige Halle gruppieren sich Stiegenaufgänge und die Bücher in der Bibliothek kann man durch große Fenster sehen. Eigentlich könnte man auch meinen, man ist in einem riesengroßen ausgehöhlten Baum, der mit vielen emsigen Studenten bewohnt ist.
Sicher wird das Areal im Frühjahr noch ein bisschen belebter werden, wenn die Sitzgelegenheiten voll sein werden und die vielen kleinen Lokale ihre Schanigärten eröffnen. Darauf kann man sich schon jetzt freuen.