Man sitzt allein im Sessel im Keller, neben dem Eingang zum ehemaligen Luftschutzkeller.
Man sitzt allein im Theater, alle Sessel sind mit Plastik eingepackt
Man sitzt allein in einem Lkw, der zu einem Kino umgebaut worden ist.
Man sitzt allein in einem Stuhl und es werden bewegte Bilder an die Wand geworfen – man sieht sich begehbare Videoinstallationen an.
Coronabedingt ist das Stationentheater des Hamakom-Theaters mit dem Odeon und den Makemake Produktionen – und nicht zu vergessen das wunderbare fahrende Milieu Kino – also eine einsame Sache, aber wiederum eine Sache, die gerade in dieser Einsamkeit noch mehr unter die Haut geht.
Denn das Thema sorgt für Gänsehaut: „Weiter leben“ nach Ruth Klüger ist als Buch eine der erschütterndsten und klügsten Biografien und Aufarbeitungen über die Konzentrationslager und die ganze Maschinerie der Nazis – aber nicht nur das: das Buch sucht immer den klugen Bezug zu zeitgeschichtlichen, kulturellen und erinnerungskulturellen Diskursen.
Und so glückt das Thema auch per Videoinstallation. Denn nicht die Orte des Stationentheaters rücken in den Mittelpunkt, sondern die vorgetragenen Texte von Ruth Klüger, mal sanft, mal laut.
Und das alles in der Umgebung, in der Klüger aufgewachsen ist, aus der Umgebung, aus der sie vertrieben worden ist.
„Wien ist ein Teil meiner Hirnstruktur und spricht aus mir, während Auschwitz der abwegigste Ort war, dn ich je betrat, und die Erinnerung daran bleibt ein Fremdkörper in der Seele, etwa wie eine nicht operierbare Bleikugel im Leib.“
Ruth klüger