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Graue Kunst

„Fahrenheit 451“ – dystopische Bücherverbrennung


Die Feuerwehr rückt nicht aus, um Brände zu löschen, sondern im Gegenteil: Die Feuerwehr kommt, um Häuser niederzubrennen. Im dystopischen Werk von Ray Bradbury aus dem Jahr 1953 hat man es vor allem auf Bücher abgesehen. Denn Bücher sind in der Stadt, die hier beschrieben wird, verboten und der Besitz wird brutal bestraft. Der Titel „Fahrenheit 451“ ist übrigens die Temperatur, bei der Papier und damit Bücher zu brennen beginnen.

Was uns erschreckt und uns an die Jetztzeit erinnert mit der ausgeprägten Sucht nach Hedonismus, aber immer dürftigerer Belesenheit: Der Staat muss keine harten Verbote aussprechen, sondern die Bürger wollen nicht überfordert werden mit dem Inhalt von Büchern und bauen ein Spitzelsystem auf, um Abtrünnige im Metternichschen Sinn auszuliefern:

»Es kam nicht von oben, von der Regierung. Es fing nicht mit Verordnungen und Zensur an, nein! Technik, Massenkultur und Minderheitendruck brachten es ganz von allein fertig. Ihnen verdanken wir es, wenn unser Glück heute ungetrübt ist.«

So erklärt es der Feuerwehrcaptain Beatty im Buch.

Und weiter, und man denke an das Erscheinungsjahr 1953, da wird also einiges im Hinblick auf Berieselung der Massenmedien vorweggenommen:

»Stopfe ihnen den Kopf voll nüchterner Tatsachen, bis sie sich zwar überladen, aber doch ›umfassend informierts vorkommen. Dann glauben sie, denkende Menschen zu sein und vom Fleck zu kommen, ohne sich im Geringsten zu bewegen. Und sie sind glücklich, weil diese Tatsachen keinem Wandel unterworfen sind. Es wäre falsch, Ihnen so glitschiges Zeug wie Philosophie oder Soziologie zu vermitteln, um Zusammenhänge herzustellen.Das führt nur zu seelischem Unglück.«

Protagonist des Buches ist der Feuerwehrmann Guy Montag, der zunächst scheinbar kritiklos in diesem System funktioniert, heimlich jedoch einige gestohlene Bücher in seinem Haus versteckt.

Durch die knapp 17-jährige Clarisse wird er von der Kunst der Worte und dem Wert des freien Denkens überrascht. Clarisse stellt ihm die Frage, ob er glücklich sei. Und als er über diese Frage nachdenkt, merkt er: Er ist nicht glücklich. Und er tut etwas dagegen. Er legt sich mit dem System an – und er liest.

Neben „1984“ von George Orwell und „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley gehört „Fahrenheit 451“ zu den großen Klassikern des dystopischen Romans des 20. Jahrhunderts. Geradezu prophetisch wirken manche Aussagen, sei es zur Entwicklung von Massenmedien, sowie zum Freizeit- und Konsumverhalten.

Schließen wir ab mit einem Zitat, denken wir drüber nach – und lesen wir ein Buch:

„Wir müssen alle gleich sein. Nicht frei und gleich geboren, wie es in der Verfassung heißt, sondern gleich gemacht. Jeder ein Abklatsch des anderen, dann sind alle glücklich, dann gibt es nichts Überragendes mehr, vor dem man den Kopf einziehen müsste, nichts, was einen Maßstab abgäbe.“

Von eminenz

Die üste hat die freie Wahl:
Wenn sie ein W wählt bleibt sie kahl
Wenn sie ein K wählt wird sie naß -
Die freie Wahl macht keinen Spaß

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